Denkmalpflegerische Zielstellung
Ehemaliges Domänenpächterwohnhaus
Eintragung Denkmal seit dem 18.12.1996 unter der Nr. 797
Gegenwärtige bzw. bisherige Nutzung
Das Gutshaus wurde immer als Wohnhaus und ein Teil auch zeitweise als Verkaufsstelle
(Konsum) genutzt. Für diesen Laden wurde ein separater Eingang (Ostseite) geschaffen – dafür
wurde ein Fenster zur Tür umgebaut.
In den letzten mind. 20 Jahren ließ aber der Zustand des Fachwerkhauses durch jegliche
fehlende Instandhaltung des Gebäudes und Umfeldes eine vertretbare Wohnnutzung kaum
noch zu (kein Trink- und Abwasser etc.) Es gab mehrere Eigentümerwechsel in den Jahren nach
2000. Das Haus verwahrloste und es kam zu schweren Bauschäden.
Zukünftige Nutzung: keine Änderung der Nutzung vorgesehen: im Erdgeschoss soll weiterhin
gewohnt werden. Der Ladenraum mit separatem Zugang ist als Verkaufsgalerie mit einem
kleinen gastronomischen Angebot geplant.
Baugeschichte
Eine moderne Verwaltungsgliederung hat es in den mecklenburgischen (Groß-) Herzogtümern
nicht gegeben. Der Mecklenburgische Gesamtstaat bestand im Wesentlichen aus drei
Territorien: dem - Domanium, - Ritterschaftlichen Besitz und den Städten mit ihrem Landbesitz.
Das Domanium. - D. A. - , also der herzogliche (landesherrliche) Besitz (getrennt nach den
Linien Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz), war in Distrikte oder Ämter eingeteilt. Jede
einzelne Ortschaft gehörte einem dieser Domanialämter an.
Laut Denkmalwertbegründung vom Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege Mecklenburg-
Vorpommern vom 4. Juni 2018 war im Jahr 1793 die Witwe Frölich Pächterin. Es wechselten die
Pächter und der zuletzt genannte war im Jahr 1921 Ernst Albrecht.
Der Ort Markow war ein Gut und gehörte zum Domanialamt Stavenhagen (landesherrliches
Grundeigentum im Herzogtum Güstrow). Es handelte sich bei dem Areal um einen Pachthof, der in
einem Park mit einem kleinen See lag.
Wesentliche Veränderungen seit der Entstehungszeit können anhand von Maßnahmen bzw.
Informationen durch Bewohner in der Umgebung belegt werden. Nach 1945 war im Gutshaus
eine Notunterkunft für über 100 Menschen eingerichtet worden. In dieser Zeit werden auch die
einfachen Holztrennwände gebaut worden sein. Es gab auch eine etwas stabilere Wand, die
quer durch das gesamte Gutshaus, durch die ehemaligen doppelflügeligen mittig gelegenen
Eingangstüren gebaut worden war.
Auffällig sind auch viele Heizstellen, Abzugskamine und zusätzliche Wanddurchbrüche. So
konnten viele Räume beheizt werden. Diese „Zerteilung“ des Wohnhauses spiegelt sich auch in
der Grenzziehung wider.
Es gibt drei Grundstücke im unmittelbaren Umfeld es früheren Gutshauses. Es sind die
Flurstücke 14, 15 und 16, wobei auf dem Flurstück (Grundstück) Nr. 15 ein zweigeschossiger
Wohnblock aus der DDR-Zeit steht. Das Flurstück 14 teilt dieses Gutshaus, das im Norden nun
sogar auf der Grenze zum Nachbargrundstück steht.
Auf dem Flurstück 16 (Grundstück) steht ein Teil des Gutshauses und noch ein ruinöses
Wirtschaftsgebäude als Fachwerkkonstruktion (der so genannte Hühnerstall).
Zustandsbeschreibung
Das ehemalige Gutshaus ist ein schlichter Fachwerkbau in typischer Konstruktionsweise des 18.
Jahrhundert – auf einem gemauerten massiven Sockel wurde das Fachwerk aus Eiche mit den
Gefachen errichtet.
Die Fachwerkfassade hat nur wenige Überreste farblicher Fassung an der Ostseite. Die Felder
waren dort wahrscheinlich geschlämmt. Es gab früher einen Vorbau aus Holz an der Haustür an
der Ostseite (wahrscheinlich 1900 – Jahrhundertwende), der aber zerstört und z. T. verheizt
wurde.-
Grundrißdisposition
Die ursprüngliche Grundrißstruktur dieses Fachwerkhauses ist weitgehend erhalten und somit
in ihrer Ursprünglichkeit ablesbar. Es sind nachträglich einige dünne (leichte
Holzkonstruktionen) Brettertrennwände errichtet worden, die das damals sehr großzügige
Raumvolumen zerstückelten. Das Gebäude ist typisch strukturiert; es wird durch einen mittig in
der Eingangsfassade angeordneten Eingangsbereich von beiden Seiten symmetrisch
erschlossen, als vom Osten und vom Westen, das heißt ursprünglich von der Parkseite (im
Westen) und von der Domänenseite.
Innenausstattung
Die ältesten heute erhaltenen Fensterflügel stammen wahrscheinlich aus dem frühen 20.
Jahrhundert, wahrscheinlich sind die Rahmen teilweise älter. Es gibt relativ großformatige
Fenster (siehe Einzelauflistung) und Hinweise auf die Konstruktion.
Die Gestaltung der bauzeitlichen Fenster belegt zum einen ein historisches Foto und die im
Gebäude zerstreut vorgefundenen Fensterfragmente.
Die Innenwände des Baukörpers sind auch als Fachwerkkonstruktion errichtet, überwiegend
mit Lehmstaken und Lehmputz versehen.
Die Deckenfelder der Holzbalkendecke über dem Erdgeschoß sind mit Lehmwickeln ausgefüllt.
Stuckelemente sind in diesen Räumen nicht vorhanden, es können auch keine Ansätze
entdeckt werden.
Deckenuntersichten sind heute alle durchgängig verputzt.
Eine Besonderheit ist noch die Erhöhung von einigen Räumen (Westseite). Ein Viertel des
Gutshauses ist unterkellert. Der Kellerabgang ist im Inneren des Wohngebäudes vom Flur aus.
Die Befundbeschreibung (siehe Raumbuch) erfolgt im September 2019.
Denkmalpflegerische Anforderungen
Festlegung der bei der Reparatur bzw. Wiederherstellung zu verwendenden Materialien:
Dach Reparatur
Abrißarbeiten der Bestandsflächen, alle Biber seitlich lagern und auf Wiederverwendung
prüfen, nur die untere Lage soll mit neuen Biberziegeln gedeckt werden.
Abtragung der desolaten oder nicht mehr zu gebrauchenden Dachlatten
Dacheindeckung mit Biber durchführen:
Dachflächen neu einlatten im erforderlichen Abstand. Dachflächen in Biberschwanz-
Kronendeckung. Segmentschnitt. 15,5 x 38 cm in Trockendeckung. Nagelung oder
Verklammerung. Farbe rot nach Bemusterung.
Fassade
Das tragende Gerüst dieses Fachwerkhauses ist eine erhaltene und funktionierende
Fachwerkkonstruktion. Sie besteht aus dem Ständerwerk der Außenwände. Diese sind aus
Eiche, die Innenkonstruktion besteht aus Weichholz (Nadelholz).
Der Dachstuhl wird als eigenständige Einheit gesehen. Er ist zwar fest verbunden und bildet ein
statisches Ganzes, aber im Wesentlichen sind auch alle Teile hier aus Eiche bzw. Nadelholz. Die
Balkenverbindungen untereinander sind durch Holzverbindungen hergestellt. Es gibt keine
Stahl- oder Eisenteile, Anker oder andere Eisenelemente in diesem Ständerwerk.
Das soll auch im Rahmen der Reparatur bzw. teilweisen Instandsetzung des Fachwerkes in
dieser Qualität erhalten bleiben. Insgesamt kommt nur eine zimmermannsmäßige
Instandsetzung mit den althergebrachten Holzverbindungen in Frage.
Auswechselungen von Fachwerkteilen werden nur in demselben Material, der gleichen
Dimensionierung und in derselben Art und Weise mit den erforderlichen Holzverbindungen
vom Zimmermann vorgenommen. Als Ausfachung in diesem Fachwerk wurden gebrannte
Ziegeln verwendet. Als Innenputz wurde aber der Baustoff Lehm verwendet. Einige Gefache
müssen repariert werden Der Ziegel soll mit reinem Weißkalkmörtel (MG I) oder auch mit
einem Lehmmörtel in die Gefache gemauert werden. Die steinsichtige Ausfachung wird
balkenbündig angeordnet und später nicht weiter behandelt.
Fenster/Türen
Die aus verschiedenen Zeiten in Teilen noch vorhandenen Fenster und Türen sollen prinzipiell
nur ergänzt oder repariert werden. Es sollen aber zusätzlich innen (Winter-) Fensterflügel aus
Holz eingebaut werden. Diese Vorsatzfenster (innen) gab es früher auch im Gebäude.
Innenwände
Der Untergrund wird eben vorbereitet und die Dämmplatten unmittelbar auf dem Untergrund
verklebt oder verdübelt. Danach werden die Dämmstoffoberflächen mit Lehmputz verputzt. In
einigen Räumen wird die Innendämmung mit Strohleichtlehmsteinen (Stärke ca. 12 cm)
erreicht.
Außenwände (Fachwerk)
s. o. Fassade
Fußboden
Dielen werden erhalten, ausgebessert, abgeschliffen und geölt.
Treppen siehe separate Auflistung
Öfen
Der vorhandene Kachelofen R 018 wird erhalten und repariert. Schornsteine werden
erhalten bzw. instandgesetzt
Klappläden Ostseite
Der Wiedereinbau von Klappläden ist auch aus Wetterschutzgründen geboten. Die Ostseite
wird mit (entsprechend dem vorhandenen Muster) neuen Holzklappläden ausgestattet. Da die
Fenster nach außen aufgehen, muß ein spezieller Hakenmechanismus entwickelt werden, um
die Klappläden (trotz der von innen nach außen zu öffnenden Fenster) verankern und wieder
lösen zu können.
Installationstechnik
Das Wohngebäude soll in Fachwerkbauweise zu einem Einfamilienhaus (mit kleiner
Verkaufsgalerie) mit angemessener Installationstechnik hergerichtet werden, ohne die
vorhandene Gebäudestruktur zu verändern und auch ausschließlich unter Einsatz
umweltfreundlicher und geeigneter Baumaterialien.
Dachraum
Die Planung (siehe Bauantrag) läßt das statische Gebäudegefüge unangetastet bzw. es wird in
Teilen repariert, um es als statisches Gesamtgefüge zu erhalten. Bauteile werden erhalten
werden bzw. Holzverbindungen wiederhergestellt. Rohbautechnisch sind also nur Reparatur-
und Ergänzungsbaumaßnahmen geboten, die keine Eingriffe sind. Hauptaugenmerk sollte auf
die Instandsetzung und Reparatur der beschädigten Bauteile und der unterlassenen
Instandhaltung liegen.
Da das Erscheinungsbild des gesamten Gebäudes und seiner Fassadengliederung so erhalten
bleiben soll, wie es vorgefunden wurde, ist eine angemessene Innendämmung der Innenräume
geplant.
Der Dachraum, also das Obergeschoß, wird nicht zum ständigen Aufenthalt ausgebaut,
sondern bleibt so in seiner Konstruktion.
Die vorhandenen Räume in den Giebelseiten, (R 102, 103, 105, 106, 107) sollen hergerichtet
werden, repariert und frostfrei gehalten werden. Für die Materialwahl sind Dämmstoffe
gedacht, die dem Fachwerk entsprechen auf regionalen und umweltschonenden Produkten
beruhen.
Giebelverbreiterung Nordseite
Die stark geschädigte und unvollständige Holzverschalung wird in derselben Art mit
unbehandeltem Lärchenholz erneuert.
Der Anbau (R 012 und 013) wird instandgesetzt.
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