Projekt

Ivenack, Ortsteil Markow,
Mecklenburgische Seenplatte

ehemaliges Gutshaus
Instandsetzung und Modernisierung des Fachwerkgebäudes
Baugenehmigung 6/2020



Denkmalpflegerische Zielstellung

Ehemaliges Domänenpächterwohnhaus

Eintragung Denkmal seit dem 18.12.1996 unter der Nr. 797

Gegenwärtige bzw. bisherige Nutzung
Das Gutshaus wurde immer als Wohnhaus und ein Teil auch zeitweise als Verkaufsstelle (Konsum) genutzt. Für diesen Laden wurde ein separater Eingang (Ostseite) geschaffen – dafür wurde ein Fenster zur Tür umgebaut.
In den letzten mind. 20 Jahren ließ aber der Zustand des Fachwerkhauses durch jegliche fehlende Instandhaltung des Gebäudes und Umfeldes eine vertretbare Wohnnutzung kaum noch zu (kein Trink- und Abwasser etc.) Es gab mehrere Eigentümerwechsel in den Jahren nach 2000. Das Haus verwahrloste und es kam zu schweren Bauschäden.
Zukünftige Nutzung: keine Änderung der Nutzung vorgesehen: im Erdgeschoss soll weiterhin gewohnt werden. Der Ladenraum mit separatem Zugang ist als Verkaufsgalerie mit einem kleinen gastronomischen Angebot geplant.

Baugeschichte
Eine moderne Verwaltungsgliederung hat es in den mecklenburgischen (Groß-) Herzogtümern nicht gegeben. Der Mecklenburgische Gesamtstaat bestand im Wesentlichen aus drei Territorien: dem - Domanium, - Ritterschaftlichen Besitz und den Städten mit ihrem Landbesitz. Das Domanium. - D. A. - , also der herzogliche (landesherrliche) Besitz (getrennt nach den Linien Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz), war in Distrikte oder Ämter eingeteilt. Jede einzelne Ortschaft gehörte einem dieser Domanialämter an.
Laut Denkmalwertbegründung vom Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege Mecklenburg- Vorpommern vom 4. Juni 2018 war im Jahr 1793 die Witwe Frölich Pächterin. Es wechselten die Pächter und der zuletzt genannte war im Jahr 1921 Ernst Albrecht.
Der Ort Markow war ein Gut und gehörte zum Domanialamt Stavenhagen (landesherrliches Grundeigentum im Herzogtum Güstrow). Es handelte sich bei dem Areal um einen Pachthof, der in einem Park mit einem kleinen See lag.
Wesentliche Veränderungen seit der Entstehungszeit können anhand von Maßnahmen bzw. Informationen durch Bewohner in der Umgebung belegt werden. Nach 1945 war im Gutshaus eine Notunterkunft für über 100 Menschen eingerichtet worden. In dieser Zeit werden auch die einfachen Holztrennwände gebaut worden sein. Es gab auch eine etwas stabilere Wand, die quer durch das gesamte Gutshaus, durch die ehemaligen doppelflügeligen mittig gelegenen Eingangstüren gebaut worden war.
Auffällig sind auch viele Heizstellen, Abzugskamine und zusätzliche Wanddurchbrüche. So konnten viele Räume beheizt werden. Diese „Zerteilung“ des Wohnhauses spiegelt sich auch in der Grenzziehung wider.
Es gibt drei Grundstücke im unmittelbaren Umfeld es früheren Gutshauses. Es sind die Flurstücke 14, 15 und 16, wobei auf dem Flurstück (Grundstück) Nr. 15 ein zweigeschossiger Wohnblock aus der DDR-Zeit steht. Das Flurstück 14 teilt dieses Gutshaus, das im Norden nun sogar auf der Grenze zum Nachbargrundstück steht.
Auf dem Flurstück 16 (Grundstück) steht ein Teil des Gutshauses und noch ein ruinöses Wirtschaftsgebäude als Fachwerkkonstruktion (der so genannte Hühnerstall).

Zustandsbeschreibung
Das ehemalige Gutshaus ist ein schlichter Fachwerkbau in typischer Konstruktionsweise des 18. Jahrhundert – auf einem gemauerten massiven Sockel wurde das Fachwerk aus Eiche mit den Gefachen errichtet.
Die Fachwerkfassade hat nur wenige Überreste farblicher Fassung an der Ostseite. Die Felder waren dort wahrscheinlich geschlämmt. Es gab früher einen Vorbau aus Holz an der Haustür an der Ostseite (wahrscheinlich 1900 – Jahrhundertwende), der aber zerstört und z. T. verheizt wurde.-

Grundrißdisposition
Die ursprüngliche Grundrißstruktur dieses Fachwerkhauses ist weitgehend erhalten und somit in ihrer Ursprünglichkeit ablesbar. Es sind nachträglich einige dünne (leichte Holzkonstruktionen) Brettertrennwände errichtet worden, die das damals sehr großzügige Raumvolumen zerstückelten. Das Gebäude ist typisch strukturiert; es wird durch einen mittig in der Eingangsfassade angeordneten Eingangsbereich von beiden Seiten symmetrisch erschlossen, als vom Osten und vom Westen, das heißt ursprünglich von der Parkseite (im Westen) und von der Domänenseite.

Innenausstattung
Die ältesten heute erhaltenen Fensterflügel stammen wahrscheinlich aus dem frühen 20. Jahrhundert, wahrscheinlich sind die Rahmen teilweise älter. Es gibt relativ großformatige Fenster (siehe Einzelauflistung) und Hinweise auf die Konstruktion.
Die Gestaltung der bauzeitlichen Fenster belegt zum einen ein historisches Foto und die im Gebäude zerstreut vorgefundenen Fensterfragmente.
Die Innenwände des Baukörpers sind auch als Fachwerkkonstruktion errichtet, überwiegend mit Lehmstaken und Lehmputz versehen.
Die Deckenfelder der Holzbalkendecke über dem Erdgeschoß sind mit Lehmwickeln ausgefüllt. Stuckelemente sind in diesen Räumen nicht vorhanden, es können auch keine Ansätze entdeckt werden.
Deckenuntersichten sind heute alle durchgängig verputzt.
Eine Besonderheit ist noch die Erhöhung von einigen Räumen (Westseite). Ein Viertel des Gutshauses ist unterkellert. Der Kellerabgang ist im Inneren des Wohngebäudes vom Flur aus. Die Befundbeschreibung (siehe Raumbuch) erfolgt im September 2019.

Denkmalpflegerische Anforderungen
Festlegung der bei der Reparatur bzw. Wiederherstellung zu verwendenden Materialien:

Dach Reparatur
Abrißarbeiten der Bestandsflächen, alle Biber seitlich lagern und auf Wiederverwendung prüfen, nur die untere Lage soll mit neuen Biberziegeln gedeckt werden. Abtragung der desolaten oder nicht mehr zu gebrauchenden Dachlatten Dacheindeckung mit Biber durchführen:
Dachflächen neu einlatten im erforderlichen Abstand. Dachflächen in Biberschwanz- Kronendeckung. Segmentschnitt. 15,5 x 38 cm in Trockendeckung. Nagelung oder Verklammerung. Farbe rot nach Bemusterung.

Fassade
Das tragende Gerüst dieses Fachwerkhauses ist eine erhaltene und funktionierende Fachwerkkonstruktion. Sie besteht aus dem Ständerwerk der Außenwände. Diese sind aus Eiche, die Innenkonstruktion besteht aus Weichholz (Nadelholz).
Der Dachstuhl wird als eigenständige Einheit gesehen. Er ist zwar fest verbunden und bildet ein statisches Ganzes, aber im Wesentlichen sind auch alle Teile hier aus Eiche bzw. Nadelholz. Die Balkenverbindungen untereinander sind durch Holzverbindungen hergestellt. Es gibt keine Stahl- oder Eisenteile, Anker oder andere Eisenelemente in diesem Ständerwerk. Das soll auch im Rahmen der Reparatur bzw. teilweisen Instandsetzung des Fachwerkes in dieser Qualität erhalten bleiben. Insgesamt kommt nur eine zimmermannsmäßige Instandsetzung mit den althergebrachten Holzverbindungen in Frage.
Auswechselungen von Fachwerkteilen werden nur in demselben Material, der gleichen Dimensionierung und in derselben Art und Weise mit den erforderlichen Holzverbindungen vom Zimmermann vorgenommen. Als Ausfachung in diesem Fachwerk wurden gebrannte Ziegeln verwendet. Als Innenputz wurde aber der Baustoff Lehm verwendet. Einige Gefache müssen repariert werden Der Ziegel soll mit reinem Weißkalkmörtel (MG I) oder auch mit einem Lehmmörtel in die Gefache gemauert werden. Die steinsichtige Ausfachung wird balkenbündig angeordnet und später nicht weiter behandelt.

Fenster/Türen
Die aus verschiedenen Zeiten in Teilen noch vorhandenen Fenster und Türen sollen prinzipiell nur ergänzt oder repariert werden. Es sollen aber zusätzlich innen (Winter-) Fensterflügel aus Holz eingebaut werden. Diese Vorsatzfenster (innen) gab es früher auch im Gebäude.

Innenwände
Der Untergrund wird eben vorbereitet und die Dämmplatten unmittelbar auf dem Untergrund verklebt oder verdübelt. Danach werden die Dämmstoffoberflächen mit Lehmputz verputzt. In einigen Räumen wird die Innendämmung mit Strohleichtlehmsteinen (Stärke ca. 12 cm) erreicht.

Außenwände (Fachwerk) s. o. Fassade

Fußboden Dielen werden erhalten, ausgebessert, abgeschliffen und geölt.

Treppen siehe separate Auflistung

Öfen
Der vorhandene Kachelofen R 018 wird erhalten und repariert. Schornsteine werden erhalten bzw. instandgesetzt

Klappläden Ostseite
Der Wiedereinbau von Klappläden ist auch aus Wetterschutzgründen geboten. Die Ostseite wird mit (entsprechend dem vorhandenen Muster) neuen Holzklappläden ausgestattet. Da die Fenster nach außen aufgehen, muß ein spezieller Hakenmechanismus entwickelt werden, um die Klappläden (trotz der von innen nach außen zu öffnenden Fenster) verankern und wieder lösen zu können.

Installationstechnik
Das Wohngebäude soll in Fachwerkbauweise zu einem Einfamilienhaus (mit kleiner Verkaufsgalerie) mit angemessener Installationstechnik hergerichtet werden, ohne die vorhandene Gebäudestruktur zu verändern und auch ausschließlich unter Einsatz umweltfreundlicher und geeigneter Baumaterialien.

Dachraum
Die Planung (siehe Bauantrag) läßt das statische Gebäudegefüge unangetastet bzw. es wird in Teilen repariert, um es als statisches Gesamtgefüge zu erhalten. Bauteile werden erhalten werden bzw. Holzverbindungen wiederhergestellt. Rohbautechnisch sind also nur Reparatur- und Ergänzungsbaumaßnahmen geboten, die keine Eingriffe sind. Hauptaugenmerk sollte auf die Instandsetzung und Reparatur der beschädigten Bauteile und der unterlassenen Instandhaltung liegen.
Da das Erscheinungsbild des gesamten Gebäudes und seiner Fassadengliederung so erhalten bleiben soll, wie es vorgefunden wurde, ist eine angemessene Innendämmung der Innenräume geplant.
Der Dachraum, also das Obergeschoß, wird nicht zum ständigen Aufenthalt ausgebaut, sondern bleibt so in seiner Konstruktion.
Die vorhandenen Räume in den Giebelseiten, (R 102, 103, 105, 106, 107) sollen hergerichtet werden, repariert und frostfrei gehalten werden. Für die Materialwahl sind Dämmstoffe gedacht, die dem Fachwerk entsprechen auf regionalen und umweltschonenden Produkten beruhen.

Giebelverbreiterung Nordseite
Die stark geschädigte und unvollständige Holzverschalung wird in derselben Art mit unbehandeltem Lärchenholz erneuert.

Der Anbau (R 012 und 013) wird instandgesetzt.

 
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