Projekt

Städtebaulich-architektonisches Gutachten Sanierungsgebiet „Helmholtzplatz“
Berlin - Prenzlauer Berg
im Auftrage der
S. T. E. R. N. GmbH
1994-1996



Aufgabenstellung - Musikschule Prenzlauer Berg

Auf der Grundlage der bereits durch die Sanierungsbeauftragte S.T.E.R.N. GmbH veranlaßte Bestandsaufnahme bzw. vorliegenden gutachterlichen Aussagen zum Block 029 wurden zusammen mit den Zielvorstellungen des Auftraggebers Prämissen für die weitere Planung für einen städtebaulichen und hochbaulichen Vorentwurf entwickelt.

Eine der komplizierten Fragen war die bauordnungsrechtlich zulässige Bebaubarkeit und somit Ausnutzung des vorhandenen Grundstückes. Zum einen befindet sich hier auf diesem Grundstück die Kindertagesstätte (WBS 70), zum anderen gibt es Bauantragsunterlagen über mehrgeschossigen Wohnungsbau des Nachbarn Pappelallee 43/44 und bereits die darüber hinaus erforderliche sanierungsrechtliche Genehmigung. Eine Baugenehmigung über mehrgeschossigen Wohnungsbau für den Nachbarn Pappelallee 38-40 liegt vor.

Inhalt:

- Erweiterung der Musikschule durch den Neubau eines blockrandschließenden Vorderhauses (Pappelallee 41-42),
- Sicherung und Sanierung des Seitenflügels,
- Anbindung des Seitenflügels an die Randbebauung Pappelallee,
- Umnutzung der vorhandenen Turnhalle (Lychener Straße 75) als Musiksaal mit neuem Ergänzungsbau als Foyer,
- Sanierung bzw. Umnutzung und Dachausbau des vorhandenen Gebäudes (Lychener Straße 77).

Um überhaupt noch eine bauliche Anbindung des gewünschten Neubaus an der Pappelallee (Vorderhaus) mit dem vorhandenen und als Musikschule z. Z. genutzten Seitenflügel zu erreichen, war eine Regelung mit dem Nachbarn dringend geboten. Die Ergebnisse der nachbarrechtlichen Einigung bzw. Vorschläge sind unter Punkt 2.5 abgehandelt.

Planungs- und Durchführungsinstrumentarien:

Die Klärung des städtebaulichen Konzeptes war Hauptaufgabe des ersten Arbeitsabschnittes.
Im Rahmen der vorbereitenden Bauleitplanung ist der Bereich im Flächennutzungsplan als Wohnbaufläche dargestellt.

Störfaktoren für eine Intensivierung der Musikschulennutzung sind nicht erkennbar.

Die einheitliche Verfügbarkeit des Areals bietet keinen Anlaß zum Einsatz weitergehender bauplanungsrechtlicher Instrumente.

Grundlage der Bearbeitung des Gutachtens war die vorliegende Konzeption zur weiteren Entwicklung der Musikschule „Leo Spies“ (3/94).
Während der Abstimmungsgespräche wurde bestätigt, daß dieser Arbeitsstand aktuell ist. Von folgenden Angaben von den in o. a. Gutachten gemachten Angaben ist in dem Entwurf ausgegangen worden:
Prenzlauer Berg: 145 000 Einwohner - z. Z. ca. 1 900 Schüler

Im Aufbau sind folgende Fachgruppen:
Rock, Pop, Jazz, Blasorchester, Kinderchor, Singegruppe, Kammerchor
Platzbedarf
Auf der Warteliste stehen z. Z. mehr als 1 000 Schülerinnen und Schüler.

Zur weiteren Entwicklung:

1. Angebotspalette soll erweitert werden (z. B. Bewegung, Tanz, Folklore)
2. Angebote für Behinderte, bzw. von Behinderung Bedrohten
3. Zusammen mit Bürgern aus anderen Kulturkreisen musizieren
4. Erweiterung des Bereiches musikalische Früherziehung/Grundausbildung
5. Querverbindung zur außermusikalisch künstlerischen Sparten wie Bewegung, Tanz und bildnerisches Schaffen herstellen
6. Gesamtschülerzahl soll schrittweise erhöht werden

Oben angegebene Entwicklungen sind nur möglich, wenn wesentliche bauliche Veränderungen stattfinden.

Standortkonzept:

Z. Z. findet der Unterricht nicht nur im Hauptgebäude im Seitenflügel Pappelallee 41 b, sondern an mehreren Außenstellen (- Kulturhaus im Thälmannpark, - ehem. Haus der Parteien, - 2. Gesamtschule Hanns-Eisler-Straße und 13. Grundschule Greifenhagener Straße) statt. Geplant ist die Zusammenlegung auf dem Standort Pappelallee. Die Sanierung der Gebäude Lychener Straße 75 und 77, die Umnutzung der Turnhalle und der Neubau sind zügig voranzutreiben.

Darüber hinaus kann der Kulturstandort Prenzlauer Berg durch ein Saalangebot über die Aktivität der Musikschule hinaus gestärkt werden.


Nachbarrechtliche Situation (Mai 1996):

Bei dem in Rede stehenden Grundstück handelt es sich um eine innerstädtische Lücke im dicht besiedelten Gebiet des Bezirkes Prenzlauer Berg. Die unmittelbaren Nachbargrundstücke an der Pappelallee sind die Pappelallee 38, 39 und 40. Im nördlichen Abschnitt bis zur Bahn die Grundstücke 43 und 44 und in der Lychener Straße die Grundstücke 79 und 81.

Planungsrechtlich wurden bereits auf der Grundlage des § 34 Baugesetzbuch Bauvorbescheide verfügt. Es sind daraufhin Bauantragsunterlagen für mehrgeschossigen Wohnungsbau für die Grundstücke 38-40 erstellt worden. Die Baugenehmigung wurde erteilt, und es soll nun mit den Bauarbeiten begonnen werden (Stand Mai 1996).

Für die Grundstücke 43 - 44 liegen die Bauantragsunterlagen auch vor.
Eine sanierungsrechtliche Genehmigung wurde erteilt.

Auf Grund der Überschreitung der Abstände (gem. der Berliner Bauordnung) konnte bislang das nachbarliche Einvernehmen zwischen dem Bezirksamt Prenzlauer Berg (Eigentümer) und dem Investor nicht hergestellt werden (Mai 1996).

Erläuterung des Entwurfkonzeptes:

Vorbemerkungen
Das Plangebiet liegt im Bezirk Prenzlauer Berg in Berlin, im förmlich festgesetzten Sanierungsgebiet „Helmholtzplatz“. Die dort vorhandenen Gebäude sind zum größten Teil Ende des vorigen Jahrhunderts, sog. Gründerzeitbebauung, entstanden. Das zu beplanende Grundstück wird im Westen durch die Pappelallee, im Osten durch die Lychener Straße, im Süden durch die vorhandene Gründerzeitbebauung und im Norden durch zwei angrenzende Grundstücke, die wiederum an die S-Bahn anbinden, begrenzt.

Der Standort eignet sich zur Verdichtung mit einem mehrgeschossigen Baukörper. Darüber liegen, wie bereits erwähnt, bereits erste stadtplanerische Untersuchungen vor.

Die Verkehrsanbindungen - ÖPNV - mit den U-, S-Bahn- und Straßenbahnanschlüssen sind sehr gut.

Planungsziele
Das vorliegende städtebauliche Konzept möchte historische Bezüge anklingen lassen und Schutz und Ergänzung des vorhandenen Blockes erreichen.

Die ergänzende Bebauung dieses Blockes wird als modifizierte Blockrandbebauung geplant. Es wird eine städtebauliche Neuorientierung in Form einer blockdurchdringenden, halböffentlichen Freiraumzone vorgeschlagen. Diese führt von der Pappelallee bis zur Lychener Straße.
Sie wird durch unterschiedliche Nutzungen geprägt sein und formal stadträumlich einen Anfangs- und Endpunkt erhalten. Hier sind nicht nur die unterschiedlichsten Aktivitäten der Musikschule gemeint, sondern ebenso die der Kindertagesstätte und die gewerblich zu nutzende Erdgeschoßzone in der Pappelallee.

Bei der architektonischen Durcharbeitung wurde darauf geachtet, daß abgeschlossene Hofbereiche entstehen, die in hohem Maße lärmgeschützt sind, um eine gute Wohn- und Arbeitsqualität zu erreichen und jeweils günstige Parzellenzuschnitte zu ermöglichen.

Gegebenheiten, wie vorhandene Straßen, Trassierung, Standorte von Großbäumen, Besonnung u. a. m. wurden bei der Planung berücksichtigt.


Folgende Planungsziele werden im einzelnen mit dem Bebauungsvorschlag angestrebt:

1. Das gesamte Vorhaben soll der Verbesserung und Erweiterung der vorhandenen Musikschule dienen. Es ist an einen sechsgeschossigen Neubau und an Umnutzung bzw. Sanierung bestehender Gebäude gedacht. Außerdem wurde die vorhandene Kindertagesstätte (WBS 70) in dieses gesamte städtebauliche Konzept mit einbezogen und ist Teil der neuen Blockstruktur.

2. Die Pappelallee wird auch weiterhin den Haupteingang zur Musikschule bilden. Jedoch ist auch eine fußläufige Erschließung des Gesamtkomplexes von der Lychener Straße möglich.

Einstellplätze wurden in diesem Konzept nicht nachgewiesen. Diese werden nicht mit öffentlichen Sanierungsmitteln gefördert und sind darüber hinaus bei der ausgezeichneten innerstädtischen Lage und Nähe zum Stadtzentrum von Berlin nicht erforderlich.

Gleichwohl wurde für Behinderte und Anlieferungsmöglichkeiten an Kurzparkplätze im Freiraum (im Innenhof) gedacht.

3. Die jetzigen Parzellenstrukturen bzw. Nutzungsverhältnisse wurden berücksichtigt, damit die Baumaßnahmen geordnet, zügig und in mehreren Abschnitten sinnvoll durchgeführt werden können.

4. Die Freiflächenareale im Hofinnenbereich sollen sowohl der Musikschule als auch der Kindertagesstätte vorbehalten bleiben. Es ist daran gedacht, diesen Innenhof als halböffentlichen Raum zu behandeln.

5. Die baukörperliche Ausbildung des mehrgeschossigen Neubaus soll sich in der Höhe entsprechenden vorliegenden Planungsabsichten der beiden Nachbarn entwickeln.

Dies bedeutet, daß sowohl auf den sehr hohen Baukörper Pappelallee 43-44, als auch den wesentlich niedrigeren und anders gegliederten Wohnungsbaukörper, Pappelallee 38-40 eingegangen wurde.

Da es sich bei dem Gebäude um einen Schulbau handelt, wurde auf besondere architektonische Elemente wie Eckausbildungen, Torsituation, Fernwirkung durch Dachaufbauten eingegangen, um ein Gegengewicht sowohl zu dem massiven hohen Wohnungsbau, als auch zu dem waagerecht gegliederten Nachbarbaukörper zu entwickeln.

6. In der Lychener Straße ist vorrangig an eine Reparatur des Stadtbildes gedacht.

Hier wird vorgeschlagen, den Turm in seiner historischen Form, jedoch mit zeitgemäßen Baustoffen (z. B. als Stahlbau) wieder zu errichten, um zum einen die formale Gliederung der Fassade zu erreichen, aber auch, um eine hohe Signifikanz im Straßenraum zu erwirken. Das ist das einzige übergeordnete Kulturgebäude in diesem Straßenraum.

7. Um eine städtebaulich befriedigende Situation zu erzielen, mußten komplizierte bauordnungsrechtliche Belange berücksichtigt werden.

Deshalb wird vorgeschlagen, an den WBS 70-Block (Kita) auf beiden Giebelseiten mit sog. Verbindern anzubauen, die transparent und mit Glasdächern versehen sein sollen.

So können auch die erforderlichen bauordnungsrechtlichen Abstandsregeln eingehalten werden.
 


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