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Auf der Suche nach der zukünftigen Stadt:
Beispiel Königslutter Teil eines Stiches von Merian (1654) Einführung Im Rahmen der Sanierungsplanung in der Stadt Königslutter ist auch darüber nachgedacht worden große Bereiche der Innenstadt neu zu ordnen, wenn es gelingt, die Bundesstraße 1 zu verlegen. Damit wären Voraussetzungen geschaffen, die Innenstadt zu revitalisieren. Ein besonderer innerstädtischer Schwerpunkt ist der Markt mit seinem unmittelbaren Umfeld als hervorragendes Zeugnis von Stadtgeschichte. Es wurden stadthistorische Belange für den Innenstadtbereich unter dem Aspekt der Stadträume und der Stadtgestaltung in diesem Gutachten herausgearbeitet. Die Geschichte der Stadt wurde unter verschiedenen Gesichtspunkten nachgezeichnet (besonders Aspekte des Alltags und frühere Nutzungen). Dabei wurde vor allem auf historisches Kartenmaterial zurückgegriffen. Das Ergebnis des Gutachtens ist eine Einschätzung der stadträumlichen Situation und liefert Schlußfolgerungen für zukünftige Planungsaufgaben. Die Stadt Königslutter , bis ins 20. Jahrhundert aus der Stadt Königslutter, der Gemeinde Oberlutter und dem Stift bestehend, liegt nördlich des Elms am Fluß Lutter im Landkreis Helmstedt. Um das Jahr 1800 wird sie als „ziemlich regelmäßig“ gebaut beschrieben. Entscheidende, über Jahrhunderte städtebaulich prägende Bereiche waren die Burg, das Dorf Lutter/Oberlutter, die Stadt Lutter und das Stift. |
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Ausschnitt aus einer Karte aus dem Jahre 1761. Grundrißstruktur des Siedlungsbereichs mit Straßenverlauf und Numerierung der Gebäude bzw. Parzellen. Besonders deutlich sind erkennbar: Lage der ehemaligen Burg (Amtssitz), Tor zur Burg, Verlauf des Flusses in Nordsüdrichtung, einzelne Grundstückszuschnitte (differenziert in Größe und Zuschnitt). Haupt- und Nebengebäude, Wachthaus auf dem Marktplatz, Querung der Amtsgasse durch die Lutter, Eingang zum im Osten gelegenen Amtsgarten. Die Burg Die Burg, ein Königshof, war ursprünglich eine Art Raststelle. Solche Haltepunkte waren im Mittelalter üblich und befanden sich oft an den Handelsstraßen. Die genaue Lage ist in Königslutter nicht bekannt. Nach 1200 wurde eine Wasserburg erbaut, die sich direkt neben dem Fluss Lutter befand. Dieser versorgte dann auch die Burg und den Burggraben mit Wasser. „Das Haupttor der Burg, dessen Torgebäude erhalten blieb, bestand im Süden. Ihm war eine Vorburg vorgelagert, die bis zur Lutter reichte , wo sich an der Amtsgasse, früher wurde dieser Weg Burgtweete genannt, ein zweites Tor befand.“ Im Jahre 1802 wird in einer Beschreibung die städtebauliche Situation wie folgt eingeschätzt: „… Das fürstliche Amt hat eine vorzügliche Lage mitten in der Stadt, ist mit einem Graben umgeben und der Sitz der Justizbeamten.“ Vor dem Haupttor (das auch heute noch erhalten ist) befand sich eine Zugbrücke, die den damals noch vorhandenen Graben, neben dem unmittelbar auch ein Teich war, überspannte. Die Brücke war wohl in so schlechtem Zustand, dass sie nicht mehr gefahrlos genutzt werden konnte. Zum Amtsbereich gehörte auch eine Gaststätte. Diese lag in unmittelbarer Nähe, nämlich and er Ecke Amtsgasse / Marktstraße, von der Burg kommend in Richtung Marktstraße auf der linken Seite gelegen. An der ursprünglichen, nunmehr brachliegenden Stelle kamen wohl erst viel später (1722) ein Wachhaus und ein Holzhaus (für die Feuerspritzen) hinzu. Im Mittelalter soll es die einzige Gaststätte in Königslutter gewesen sein. Im 30jährigen Krieg wurde sie zerstört, und die Schankgerechtigkeit ging Ende des 17. Jahrhunderts auf den Stadtkeller am Marktplatz über, der auch gleichzeitig Rathaus war. Seit Ende des 18. Jahrhunderts ist der Bereich vor dem Eingang zur Burg, auf dem sich noch Reste der Vorburg befanden, unbebaut. Um das Jahr 1837 gab es dort Kastanien, Pappeln und Nußbäume. Dieser mit Großbäumen bestandene Platz – er hieß nun Amtsplatz – war ein beliebter Treff für die Bewohner der Stadt, und auch von den Kindern und Jugendlichen wurde er als Spiel- und Aufenthaltsbereich genutzt. Zerstört wurde dieser historisch überlieferte Bereich im Zuge der Industrialisierung. In unmittelbarer Nachbarschaft entstand u. a. eine große Zuckerfabrik, die noch heute wesentlich das Stadtbild prägt. Zuerst wurde dieser Platz, wo die Bäume standen, als Zufahrt zu den neuen Industrieanlagen genutzt. Es gab dann wohl Beschwerden, und die Einfahrt wurde verlegt. Den Wünschen der Fabrikbesitzer wurde jedoch insofern stattgegeben, als Teilflächen des Platzes an diese abgetreten wurden. Auf einem kleinen, noch verbliebenen Teil baute die Stadt ein schmuckloses Gebäude für die Feuerwehr. Währen der Bauarbeiten in den 60er Jahren ist ein Parkplatz angelegt worden. Reste der Vorburg und auch des Gerichtsgebäudes, welches sich unmittelbar an das Burgtor anschloss und durchaus sanierungswürdig war, sind zu diesem Zeitpunkt abgerissen worden. Die Lutter wurde in diesem Bereich verrohrt und zugeschüttet. Ausgrabungen wurden nicht vorgenommen, obwohl dieser geschichtsträchtige Bereich vielleicht Auskunft über frühe sielungsgeschichtliche Abläufe hätte geben können. Zeichnung aus dem Jahre 1799: „Der Marktplatz in der Stadt Königslutter.“ Deutlich ist der Pflasterstreifen für die Fahrspur von Fuhrwerken zu erkennen.Sie war ca. 4 m breit. Das Pflaster der den Marktplatz begrenzenden Wohnhäuser hat ein Maß von ungefähr 4,50 m Breite. Auch der große solitäre Baum ist eingetragen. Der Ort Einer der nächsten „Keimzellen“ war das Dorf Lutter. Im 12. Jahrhundert gab es bereits in unmittelbarer Nähe zum bestehenden Stift an der alten Heer- und Handelsstraße eine Marktsiedlung. Das war die berühmte Ost-West-Achse, die von Aachen über Paderborn, Hildesheim, Braunschweig, Königslutter weiter nach Berlin und schließlich nach Königsberg führte. Später war es die Reichsstraße 1. Diese alte Heerstraße soll im Bereich Lutter aber ursprünglich nicht dem heutigen Verlauf der Bundesstraße 1 entsprochen haben. Marktflecken und Stift jedoch befanden sich wahrscheinlich in unmittelbarer Nähe zu dieser Handelsstraße. Später entstand im Bereich dieser ursprünglichen Ansiedlung die Landgemeinde Oberlutter. In einer schriftlichen Beschreibung , die im Zusammenhang mit einer Landvermessung (1755) entstand, wird gesagt: „Oberlutter hat zwar nur den Namen und die Gerechtigkeit eines Dorfes, es kann aber im gewissen Betracht für eine Vorstand von Königslutter gehalten werden.“ Es wird über Jahrhunderte also immer zwischen Oberlutter und der eigentlichen Stadt Lutter (auch Unterlutter oder eben Königslutter genannt) unterschieden. Ursprünglich waren wohl beide „Ortsteile“ getrennt und mit Mauern umgeben. Das Dorf Oberlutter wurde ursprünglich vor allem von Hörigen des Klosters und er Burg besiedelt. Sicher ist, daß Oberlutter im Herzogtum Braunschweig als ein armes Dorf galt. Ursache hierfür war vor allem , dass die Bauern kaum über eigenes Land verfügten, denn die zu Oberlutter gehörende Feldmark gehörte nur ganz wenigen. Haupterwerb war nicht Viehzucht und Ackerbau, sondern überwiegend einfaches Handwerk, vor allem die Weberei und eben die Lohnarbeit. Es gab besonders viel Leineweber in Oberlutter. Das Garn wurde aber nicht im Ort hergestellt, sondern kam aus Königslutter oder anderen Orten. Was die Brauerei betrifft, so war nur in einem einzigen Haus in Oberlutter gestattet, Duckstein-Bier zu brauen. Aber der Bauer durfte dieses Bier nicht im Ort an die vorhandenen Gaststätten verkaufen, sondern musste es auswärts veräußern. Ausschnitt aus einer Bauakte, Zeichnungen (13. 8. 1895): Marktstraße/Amtsgasse. Interessant sind bei dem dargestellten Lageplan die Markierung des Bürgersteigs in der Amtsgasse auf der nördlichen Seite und die technischen Angaben zur Oberflächenausbildung, die in der Handskizze im Maßstab 1:100 dargestellt wurden.Die Plattenbreite wird auf der Lageskizze mit 1,50 m angegeben. Die Stadt Lutter (Königslutter) Zur Entstehung der Stadt schrieb ein Historiker, daß mit der Verwandlung des Dorfes in die Stadt Lutter, die nicht lange vor 1318 erfolgt sein kann, eine „völlige Neuanlage“, und zwar eine „planmäßige Anlage“ des Ortes auf der Stelle des alten stattgefunden hat. Im 15. Jahrhundert kam es nachweislich bereits zu einer planmäßigen Stadterweiterung, die durch den Zuzug von Bauern aus Schöderstedt erforderlich wurde, da diese ihre dörfliche Ansiedlung verließen. Es gibt eine Urkunde aus dem Jahre 1454, in der „die notwendigen Schritte zur Stadterweiterung und damit auch zur Übersiedlung der Schöderstedter“ erwähnt werden. Die Hauser der Zugezogenen waren kleiner als die der Alteingesessenen angelegt. Die Neuansiedlung erfolgte in Fluchten, und somit bildeten sich neue Straßenführungen heraus. Als Beispiele seien hier die Neue Straße (der Name ist heute noch vorhanden), die Lutterstraße, aber auch Am Sack, Gänsemarkt und Kattreppeln erwähnt. Nach dieser regen Bautätigkeit mussten auch die Stadttore verlegt und die Mauern um die Neuansiedlung gezogen werden. Diese Stadtmauern existierten noch Ende des 18. Jahrhunderts; sie umgaben wohl den Ort vollständig. Zur Landwirtschaft Um den Alltag in dieser kleinen Stadt nachvollziehen zu können, sei kurz noch etwas über den für Jahrhunderte wichtigsten Produktionszweig für die Mehrheit der Bevölkerung gesagt: Ackerbau und Viehzucht. Auf der einen Seite wurde also Landwirtschaft und Viehzucht betrieben, auf der anderen Seite gingen viele Anwohner, besonders diejenigen, die im Marktbereich lebten, dem Brauen von Bier oder dem Brennen von Branntwein nach. Besonders in den Gebäudeanbauten kann man heute noch diese unterschiedlichen Nutzungen rekonstruieren. Die Gilde der Brauer – also die Brauereiinnung – nahm in der Stadt eine besonders wichtige Position ein. Das Bier, das in viele andere Städte wie z. B. – 1769 – nach Berlin, Potsdam, nach Stendal, Salzwedel, Hildesheim, Leipzig und noch in andere Städte geliefert wurde, war ein wichtiger Produktionszweig und Existenzgrundlage für viele Bürger. Es wurde in großen Holzfässern gelagert (z. B. in den Kellern der Vorderhäuser; ein sehr schönes Gewölbe ist in der Marktstraße 1 zu besichtigen) und mit Pferdefuhrwerken transportiert. Im 17. Jahrhundert war für die Bürger der Stadt die Bierbrauerei eine wichtige Einnahmequelle. 1672 gab es bereits über 50 Brauer. Die wohlhabendsten wohnten und arbeiteten in den Gebäuden am Markt. Im 18. Jahrhundert wurde das bekannte Duckstein-Bier (ein obergäriges Weizenbier) exportiert. Einer der größten Brauhöfe in der Stadt befand sich auf dem Grundstück Markt 3 (Nr. Ass. 1). Dieser betrieb sowohl das Brauereigewerbe als auch Landwirtschaft. Es ist belegt, dass bereits 1685 einerseits die Braunahrung besteuert wurde, andererseits aber auch das Viehzeug. Bei diesem Eigentümer waren es vier Pferde, vier Kühe, drei Rinder, Schafe und noch andere Tiere. Außerdem stand bei diesem Bauern auch noch der Zuchtbulle der Stadt. Daher kommt auch für den Durchgang zwischen Hausnummer 2 und Hausnummer 3 am Markt die Bezeichnung „Bullentwete“. Der Weg führte zur Amtsmühle und eben auch zu den Nebengebäuden und Ställen dieses Gehöftes. Auch das danebenliegende Grundstück – heute Markt 4 – war ursprünglich ein Haus, in dem sowohl Bier gebraut als auch Landwirtschaft betrieben wurde. Im Jahre 1685 gab es dort z. B. drei Pferde, vier Rinder und sechs Schafe. Bis in das Jahr 1649 sollen Markt 3 und Markt 4 ein einziges großes Gehöft gewesen sein. Durch familiäre Gegebenheiten und Teilung entstanden dann die zwei jetzt noch vorhandenen Grundstücke. Der Apotheker (Markt 4) hat bis Anfang des vorigen Jahrhunderts noch die „Braugerechtsame“ ausgeübt. Die fürstliche Cammer von Braunschweig kaufte das Grundstück und richtete eine „Fürstliche Apotheke“ ein. Die Stadtentwicklung bis Ende des 19. Jahrhunderts Wichtige Voraussetzung für den wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt war die gute geografische Lage an den Handelsstraßen. Neben dem üblichen Handel und der Verbindung mit dem Wallfahrtsort Königslutter war auch der Abbau von Elmkalkstein für die Stadt von Bedeutung. Die Steinbrüche laben im Elm und wurden schon sehr früh genutzt. Bereits seit dem 11. Jahrhundert wurden eigene Baustellen, vor allem die Baustelle der Stiftskirche, beliefert. Neben dem Elmkalkstein wurde auch noch Kalktuff (auch Duckstein genannt) als Baumaterial verwendet. Auch für Wohngebäude (besonders im Gründungs- und Sockelbereich und zur Ausfachung des Holzfachwerkes) wurde dieser Stein oft verwendet. Bis in die heutigen Tage ist diese Materialverwendung bei Baumaßnahmen in der Innenstadt ein wichtiger Aspekt. Ende des 18. Jahrhunderts wohnten in Königslutter 1437 Bürger, die reichsten waren Branntweinbrenner, Kaufleute und Apotheker. Das 19. Jahrhundert brachte die Gewerbefreiheit, und damit erfuhr auch der Handel mit Produkten einen Aufschwung. Der Getreide- und Futtermittelhandel nahm zu. Dagegen verringerte sich in der Stadt die Ausübung des Braugewerbes wesentlich. Diese Entwicklung vollzog sich im 19. Jahrhundert, und Ende des vorigen Jahrhunderts gab es in Königslutter keine Brauer mehr. Die Industrieansiedlung (zwei der wichtigsten um 1850) waren vor allem in der Stadt die Zuckerfabriken. Als ein anderer Industriezweig bildete sich der Abbau und Handel mit Naturstein heraus. Erst nach lang währenden Verhandlungen wurde 1924 die Stadt Königslutter, Oberlutter und das Stift Königslutter zusammengelegt. Blick auf die nordwestliche Marktseite. Historisches Foto, entstanden um das Jahr 1870. Hinter dem Leiterwagen die Westernstraße, die damals der Hauptfahrbereich nach Braunschweig war. Bäume sind im gesamten Platzbereich noch nicht gepflanzt worden. Vor dem Rathaus stehen Kandelaber und die Pumpe. Geschichtliche Aspekte zur städtebaulichen Situation Frühere Nutzung auf dem Marktplatz – Marktbetrieb Der Hauptstraßenverlauf war in Lutter immer aus Richtung Braunschweig nach Helmstedt, also von Nordwest nach Südost und umgekehrt. Mittelpunkt der Stadt war und ist der Marktplatz. Er ist seit seiner ursprünglichen Entstehung rechteckig. Wahrscheinlich war seine Ausdehnung im Mittelalter noch etwas größer. Auf jeden Fall sind das Eckhaus Nr. 10 und das Nachbarhaus als Ergänzung hinzugekommen. Die Braunschweiger Herzöge verliehen Königslutter um 1300 die ersten Marktrechte. Nur einmal im Jahr gab es Markt in jener Zeit. Schriftstücke aus dem 17./18. Jahrhundert genehmigten, dass auch mehrmalige Vieh- und Jahrmärkte im Jahr erlaubt wurden. Die Termine legte eine herzogliche Verordnung aus dem Jahre 1713 genau fest. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde immer noch auf dem Marktplatz Markt abgehalten. In jener Zeit fanden drei Jahrmärkte statt. Vorrangig waren auf diesen Märkten Schumacher, Nadler, Honigkuchenhändler, Mützenmacher, Töpfer, Heringshändler und Drechsler vertreten.Seit 1884 gab es dann eine neue Marktordnung, die in Selbstverwaltung von der Stadt erlassen worden war. Viehmärkte fanden auf dem Marktplatz nicht mehr statt, sondern in anderen, unmittelbar angrenzenden Bereichen, z. B. in der Neuen Straße, in der Westernstraße und auf dem Zollplatz, er an einem der ursprünglichen mittelalterlichen Stadteingänge im nordwestlichen Bereich liegt. Die Gerichtsstätte Als Gerichtsstätte diente im Mittelalter eine Stelle, die als „Lindenberg“ bezeichnet wird. Dort war wahrscheinlich ein kleiner Hügel, auf dem sich tatsächlich eine Linde befand. Der Baum soll im Jahre 1721 gefällt worden sein. Im Ratsbuch der Stadt wird zweimal über Hinrichtungen aus dieser Zeit (1475/1488) berichtet. Der genaue Standort des Gerichtspfahles, der zu dieser Gerichtsstätte gehörte, wo die Linde früher stand, ist in einer aus dem Jahre 1721 gezeichneten Karte auch klar ersichtlich. Jener Lindenberg soll jedoch damals (um 1720) nicht mehr als Hinrichtungsstelle gedient haben, sondern als Pranger. Die letzte Hinrichtung (es war eine Frau namens Maria Dettin) fand im Jahre 1720 statt. Diese Hinrichtung soll auf dem Marktplatz vollzogen worden sein, jedoch nicht als Gerichtsstätte, sondern vor dem Hause des Bauern Königsdorf. Das Wachthaus Es wurde im Jahre 1731 für Dragoner (leichte Reitergruppen) errichtet. Ursprünglich stand es auf der bereits beschriebenen Stelle – Marktstraße/Ecke Amtsgasse. Es wurde dann jedoch auf den Marktplatz verlegt und befand sich direkt im südlichen Teil ders Marktplatzes. Das Wachthaus stand noch im Jahre 1802: „Unter ihre besseren Gebäude gehören das Rathaus am Markt, eine altes, massives Gebäude, auf welchem sich der Magistrat versammelt und der Stadtkeller befindlich ist, vor demselben liegt auf dem Markt ein Wachthaus…“ Im Jahre 1782 wurde verfügt, wie die Löscheinsätze durch die Gemeinde zu organisieren seinen. Dazu schreibt ein Historiker, dass in Königslutter die „Viertelmeister und Feuergeschworenen“ sich zuerst mit „Wehr und Waffen“ auf dem Stadtmarkte am so genannten Wachthause“ zu versammeln hätten. Daraus lässt sich schlußfolgern, daß dieses Haus zu jener Zeit zwar nicht mehr als Wachthaus genutzt wurde, die Löschgeräte jedoch dort untergebracht waren. Aufgrund der immer wieder auftretenden schweren Feuer in der Stadt ordnete der Herzog im Jahre 1744 an, daß neu zu errichtende Gebäude einen Schornstein haben müssen. Und kurze Zeit später wurde Vorschrift, daß Dacheindeckungen mit Ziegeln vorzunehmen sind. Um dieses Baumaterial ausreichend zur Verfügung zu haben, wurde vor dem Braunschweiger Tor eine Ziegelei gebaut. Die Stadtansicht hat sich durch die im 18. Jahrhundert langsam wechselnden Dacheindeckungen dann sehr stark geändert. Aus Strohdächern wurden rote Ziegeldächer. Historisches Foto vom Marktplatz Erhöhter Standort (wahrscheinlich aus dem Rathaus heraus fotografiert), Blick nach Süden. Deutlich erkennbar die Art der Pflasterung im Gehweg- und „Fahrbereich“ des Marktplatzes. Der Brunnen Auf dem Marktplatz befand sich über Jahrhunderte ein großer Brunnen. Dieser ist später beseitigt worden (im Jahre 1910 wurde in der Stadt eine Trinkwasserleitung verlegt). Bei Tiefbauarbeiten vor einigen Jahren wurde der Schacht wieder entdeckt (unmittelbar neben dem heutigen Fußgängerüberweg). Wahrscheinlich war es früher zuerst ein Ziehbrunnen, der später mit einem Aufbau und einer Handpumpe versehen wurde. Ein Wasserlauf führte auch unter dem Rathaus, heute Marktplatz 1, hindurch. Auch der Baugrund ist in diesem Bereich sehr schlecht. Die Laterne Die Ausbildung der Oberfläche im öffentlichen Raum
Überschaubare menschliche Räume für die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger, gleichberechtigte Nutzung der öffentlichen Bereiche, Gestaltung von halböffentlichen Zonen in der Innenstadt, Aufwertung der ökologischen Komponente und damit die Schaffung einer unverwechselbaren Stadt wären ein akzeptables Ergebnis bei der Suche nach der zukünftigen Stadt. Weiterführende Literatur Röhr, H., Stift und Stadt Königslutter in zeitgenössischen Darstellungen, 1984, S. 50, aus: „Geographisch-statistische Beschreibung der Fürstentümer Wolfenbüttel und Brandenburg“ von Hassel und Bege. Röhr, H., Geschichte der Stadt Königslutter, 1981. Lüders, A., Königslutter, Oberlutter und Stift Königslutter im 18. Jahrhundert, 1902. zurück |